Billig-Implantate

Für den Traum vom formschönen Busen müssen Patientinnen oft tief in die Tasche greifen. Denn ästhetische Brustvergrößerungen sind in Deutschland grundsätzlich selbst zu zahlen. Die Verlockung, dabei einen billigen Anbieter zu wählen, ist groß.

Ärzte, Verbände und Experten raten seit Jahren, Brustoperationen ausschließlich von qualifizierten und erfahrenen Fachärzten durchführen zu lassen und bei Implantaten auf Qualitätsprodukte zu setzen. Doch die jüngsten Vorkommnisse um die Billig-Implantate des französischen Unternehmens Poly Implant Prothese (PIP) zeigen, dass bei der Entscheidung noch immer zu oft der Preis die Oberhand gewinnt.

Beratung Brustimplantat

Preisdifferenzen von weit über 100% bei Implantaten sind keine Seltenheit, wie der Bericht unserer Leserin Heike A. (29) zeigt: "Ich habe mich vor einem Jahr zu einer Brustvergrößerung entschieden. Bei der Suche nach einem Anbieter sind mir enorme Preisunterschiede aufgefallen. Ein PIP-Implantat wurde mir für knapp 200 Euro angeboten, für ein amerikanisches Produkt sollte ich hingegen fast 1.000 Euro zahlen. Glücklicherweise habe ich mich nicht für das Billig-Implantat entschieden, sondern auf den Ratschlag meines Arztes gehört und ein deutsches Qualitätsimplantat gewählt."

Oder anders gefragt: Ab welchem Preis sollte die Qualität hinterfragt werden? "Eine seriöse Brustvergrößerung mit Implantaten kostet in Deutschland mindestens 5.000 Euro.", so unser Experte. "Bei Preisen, die deutlich darunter liegen, sollte man grundsätzlich vorsichtig sein. Zwar müssen Sonderangebote und Schnäppchenpreise nicht immer ein Zeichen für mangelnde Qualität sein, aber in jedem Fall ist es ratsam, hier Materialien und Operationsverfahren näher unter die Lupe zu nehmen. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass Anbieter, die mit einem deutlich unterdurchschnittlichen Verkaufspreis an den Markt gehen, irgendwo Abstriche machen müssen. Wer sich unsicher ist, sollte unbedingt eine zweite Meinung einholen oder sich bei einem der großen Fachverbänden für Plastische Chirurgie informieren."

Im Fall der PIP-Implantate wurde Industriesilikon für die Füllung verwendet. Es enthält zwar keine giftigen Substanzen, ist aber deutlich flüssiger als das vorgeschriebenen Medizingel. Dies führt dazu, dass erheblich mehr Druck auf die Implantathülle ausgeübt wird und diese dadurch instabiler wird. Reißt sie, kann das minderwertige Silikon in den Körper austreten. Hier wandert es ins Lymphsystem, reizt das Gewebe und führt zu dauerhaften Entzündungen. Ob darüber hinaus langfristig gesundheitliche Beeinträchtigungen entstehen können, ist noch nicht vollständig geklärt.